Aristophanes-Mythos von Platon

 

Ursprünglich hatte der Mensch eine andere Gestalt als die heute üblicherweise anzutreffende. Er war eine Kugel mit 4 Händen, vier Füßen, zwei Gesichtern, vier Ohren und zwei Geschlechtsteilen. Diese Kugel-Menschen hatten übermenschliche Kräfte und hochfliegende Pläne. Ihre Pläne gingen soweit, den Göttern ihren göttlichen Rang streitig zu machen und sich einen Zugang zum Götterhimmel zu verschaffen. Zeus selbst war schließlich aufgerufen, diesen Kugelmenschen entgegenzutreten. Er überlegte einige Zeit - Götter sind schließlich auch nur Menschen -, bis er schließlich eine geeignete Maßnahme als Gegenmittel fand: Alle Kugeln wurden in zwei Hälften zerschnitten. Sie verloren dadurch nicht nur an Stärke und Kraft, sondern gaben auch ihre hochfliegenden Pläne auf. Nun konnten die Kugelmenschen den Göttern nicht mehr gefährlich werden. Es gab keine Kugelmenschen mehr, nur noch einzelne Kugelhälften. Während die Götter zufrieden waren mit den Ergebnissen des erfolgreichen göttlichen Abwehrkampfes gegenüber menschlichem Hochmut, entwickelten die Kugelhälften ein sehnsüchtiges Verlangen nacheinander. Ein Verlangen danach, die andere - verlorene - Hälfte zu finden und wieder im ursprünglichen Zustand mit der anderen Hälfte zusammenzuwachsen.

So ist seitdem jeder Mensch nur die Hälfte von einem Menschen und sucht nun beständig seine andere, passende, vielleicht sogar bessere Hälfte, um in einer Art von ,,Wiedervereinigung" den ursprünglichen Zustand wieder herzustellen, damit zusammenwächst, was zusammengehört. (A. Retzer. Liebesgeschichten. In A. Fett (Hrsg.), Männer, Frauen, Süchte (S.140). Lambertus.)

Dies ist eine der ältesten Liebesgeschichten des Abendlandes. Der Aristophanes-Mythos von Platon.


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